#169: Das verlassene Hotel Fürstenhof in Eisenach

Die Phase zwischen Winter und Frühling zieht sich im Jahr immer am längsten. Meist reichen mir 2-3 Touren im Schnee und danach bin ich direkt bereit für die grünen Farben des Sommers. Ganz so einfach ist das natürlich nicht, weshalb ich mir gern Alternativen überlege. Und diesmal hatte ich Bock auf eine Lost Place Tour. Ich durchstöberte das Netz, welche Touren aktuell stattfanden und wurde fündig. Für 60,00 € schloss man das alte Hotel Fürstenhof in Eisenach auf. In diesem Beitrag zeige ich dir, wie es im Hotel aussieht.

Die Drachenschlucht:

Vermutlich ist eine Wanderung durch die Drachenschlucht im Sommer oder Herbst aus fotografischer Sicht sinnvoller, denn hier dominieren Laubbäume. Die wirken an einem regnerischen Wintertag eher trist. Aber für mich stand im Vordergrund, die Gegend auszukundschaften. Ich wollte eh nach Eisenach fahren und bis zur Lost Place Tour war noch etwas Zeit.

Der Anfang des Wanderweges war wenig spektakulär, doch als ich vor der Schlucht stand, wurde mir ein wenig mulmig in der Magengegend. Überall hingen riesige Eiszapfen an den Wänden, die bereits zu tauen begannen. So etwas habe ich in der Masse bisher noch nie gesehen. Wer bei diesem Anblick nicht auch weiche Knie bekommt, der muss echt hart im Nehmen sein.

Das Potenzial von diesem Spot erkannte ich dann relativ schnell. Ich konnte mir gut vorstellen, wie es hier im Sommer aussehen würde. Nun habe ich das Problem, dass ich es gar nicht abwarten kann, bis alles in einem wundervollen Grün erstrahlt. Sobald der erste Regenschauer vorhergesagt wird, muss ich unbedingt erneut hierhin. Ich stelle mir die Schlucht ähnlich wie die Schwedenlöcher in der Sächsischen Schweiz vor und die sind ein echtes Highlight, wenn alles von grünen Blättern umgeben ist.

Nun zeige ich dir aber endlich den eigentlichen Spot an diesem Tag, das alte Hotel Fürstenhof. Ich bin gespannt, wie du es findest.

Das Hotel Fürstenhof:

Wer meinem Blog schon seit einiger Zeit folgt, der weiß, dass ich neben der Naturfotografie auch eine Vorliebe für alte verlassene Gebäude habe. Diesmal zog es mich in ein Hotel nach Thüringen. Seit Mitte der 90er Jahre wird es sich selbst überlassen. Die Natur holt es sich in großen Schritten zurück und jeder neue Regenschauer treibt den Verfall weiter voran. 2021 wurde sogar von einem Gericht beschlossen, dass man die zerfallenen Mauern abreißen darf. Zum Glück hat man das bisher noch nicht gemacht, denn so konnte ich vorher den alten Charme festhalten.

Von außen sah es stellenweise gar nicht so schlimm aus. Die Fenster waren mit Holzplatten und Metallgittern verriegelt und der Großteil wurde mit einem Bauzaun abgesperrt. Und so schön wie einige Stellen aussahen, umso schlimmer waren die anderen. Ein Teil des Gebäudes ist komplett eingefallen, was ein absolutes Chaos hinterließ.

Die ersten Meter durch das Hotel waren kalt, nass und stockfinster. Im Schein der Taschenlampe konnte ich meinen eigenen Atem sehen. Apropos Taschenlampe, die durfte beim Erkunden der Räume natürlich nicht fehlen. Zum Glück hatte Sven eine dabei und begleitete mich an diesem Tag. Denn ich Trottel hatte an alles gedacht, aber nicht an eine Taschenlampe. Naja, notfalls hätte das Handy herhalten müssen.

Der Festsaal:

Der Weg zum Inneren des Gebäudes war für mich wie ein Labyrinth. Ich und meine Orientierung wie ‘ne Bockwurst hatten in den vergangenen Jahren ja immer wieder Kontakt miteinander… Aber ich hatte einen groben Grundriss dabei, um wieder herauszufinden. Verlaufen konnte man sich in dem Hotel nämlich recht einfach. Nach unzähligen Kurven standen wir wenig später im Herzstück des Gebäudes, dem Festsaal. Er war einer der Gründe, warum ich unbedingt nochmal in dieses Hotel wollte, bevor es abgerissen wird.

Doch nicht nur der Teil war besonders hübsch anzusehen, auch eine alte Wendeltreppe hatte mich in ihren Bann gezogen. Wie du vielleicht weißt, habe ich in bestimmten Situationen eine wenig Höhenangst und der Blick über das Geländer in die Tiefe ließ ein leichtes Schwindelgefühl zurück. Drei Kreuze, dass ich mittlerweile wieder ein richtiges Klappdisplay habe, so konnte ich mit weit ausgestrecktem Arm die Kamera über das Geländer halten und musste nicht selber drüberschauen.

Für alles ist gesorgt:

Für 60,00 € kann man übrigens nicht nur die schönen Dinge fotografieren, sondern auch die widerlichen. Aber Toiletten gehören halt zu so einem Gebäude dazu und irgendwie haben die ja auch ihren Charme. Die Maden in den Klos erspare ich dir lieber, denn das war wirklich grenzwertig. Dafür hing in einer Kabine sogar noch eine Toilettenpapierrolle und was zum Lesen gab’s auch. Also wer mal dringend musste… nee, den Gedanken führe ich jetzt nicht weiter aus.

Was in einem Hotel natürlich auch nicht fehlen durfte, waren die Hotelzimmer. Und die sind komischerweise noch ganz gut erhalten. Während dir der Boden in einem Teil fast unter den Füßen wegfaulte, hingen in dem anderen noch die schönsten Tapeten an den Wänden, als wäre nichts gewesen. Man darf natürlich nicht genau hinschauen, aber ich fand es trotzdem faszinierend. Bis auf ein Zimmer, das hatte sich die Natur zurückerobert.

Der Verfall:

Und wenn du bis hierher denkst, es sieht doch eigentlich noch ganz gut aus, dann zeige ich dir nun die Ecken, die etwas in Mitleidenschaft gezogen wurden. Und das ist noch harmlos ausgedrückt. Ich hatte nicht nur einmal Schiss, ungewollt eine Etage tiefer zu landen.

Ich hoffe, dir haben die Bilder gefallen. Im nächsten Beitrag nehme ich dich mit ins Vogtland. Auch wenn ich mit den Schneebildern eigentlich schon abgeschlossen habe, traf mich der Winter nochmal mit voller Wucht. Wenn du mit dabei sein möchtest, dann lass gern ein Abo da.

Wenn du eines der Bilder aus der Drachenschlucht an deinen Wänden aufhängen möchtest, gib mir gern Bescheid und ich binde es im Shop mit ein:

23 Kommentare

  1. “Alt, verlassen und finster” kann ja auch ein Thema der Photographie sein. (Fotografie).

  2. Immer wieder ein tolles Erlebnis solche Orte besuchen zu können, auch wenn es kostenpflichtig ist. Schade, dass ein Teil des Hotels völlig verfallen ist. Sehr schöne Bilder, auch vom Spaziergang dorthin.

  3. Morbide Schönheit kann – richtig in Szene gesetzt – faszinierend sein!

  4. Ein richtig toller Lost Place, genau nach meinem Geschmack 🙂 Super in Szene gesetzt!

  5. Vielen Dank für den Beitrag und die tollen Fotos. Da ich es zeitlich wohl nicht mehr schaffen werde, mir das Hotel vorm Abriss anzuschauen, bin ich ich dir dankbar für deine Fotoreise.
    Liebe Grüße, Anja und Charly 🙋🏻‍♀️🐶

  6. Geniale Bilder, im Hotel mystisch, gruselige und doch zugleich eine Aura die einen in ihren Bann zieht. Ich hätte wahrscheinlich mir beim Fotografieren in die Hose gemacht vor Angst, hoffe du warst nicht alleine dort drin. 😅 Grüße aus dem Schwarzwald 🙋🏻‍♀️🌲

  7. Nun, einmal mehr zeigt der marode Zustand eines einst edlen Hauses die Realität der Vergänglichkeit. Ich glaube, als Fotografin muß man Mut und unendlich viel Neugierde haben, denn solch ein Haus zu fotografieren bedarf genauso viel Mut, den man braucht, um bei trüben Wettern durch die Wälder zu streifen. Die Fotos sind ein Roman wert und haben einen gruseligen Charme, speziell wieder in Deinem persönlichen Kolorit.
    LG von Astrolady

  8. Mir gefallen die Fotos in der freien Natur besser, aber das ist ja nicht …schlimm. hoffe ich. vielleicht hab ich aber auch eine grundsätzliche abneigung gegen “lost places” fotografie seit ich weiß, dass da neuerdings geführte touren organisiert werden (kein geld für den erhalt, aber kohle machen mit dem verfall. das ist so ekelhaft kapitalistisch…nennt man das dekadent?). dafür bin ich darüber zu deinem ostsee-kurztripp gekommen und nienhagen mit “deinen augen” ist supercool!

    • Nein, das ist gar nicht schlimm 😉 Ja da ist schon was dran, aber für mich als Landschaftsfotografin ist es eine einfache (und legale) Gelegenheit, auch mal ein wenig LostPlace fotografieren zu können. Geführte Tour wäre auch übertrieben, man schließt nur auf und ich kann mich dann frei entfalten und in aller Ruhe den alten Charme genießen. ☺️ Freut mich, dass dir die Ostsee Bilder gefallen ☺️

      • lasen hier mal davon (als ich gerade begann mich für Lost places fotografie zu interessieren), dass jemand tatsächlich erschossen wurde, weil er unerlaubt in ein objekt eingedrungen war. seitdem weiß ich, dass man eintritt zahlen muss und schon find ichs …naja…obwohl ich gern mal ganz viel zeit in einem altem schloss oder burg hätte…

  9. Was mir noch auffällt, ist der von Aussen nach Innen und von Oben nach Unten immer schlechter werdende Zustand. Unglaublich symbolisch dargestellt! Es könnte auch für den Zustand manch eines Menschen stehen. Nach Aussen hin wird die Fassade mit aller Kraft gewahrt, die repräsentativen Stockwerke zeugen noch von einem gewissen Luxus und Geschmack mit abgewetztem Charme und kommt man dann in die Kellergewölbe, sieht man – wie es um alles doch wirklich steht. Das Kellergewölbe steht für mich für das Unbewusste eines verlorenen Menschen. Ist die Basis in einem solchen Zustand, kann man den sonst sichtbaren Rest durchschauen und einschätzen. … und da tiefer zu gehen … kann gefährlich werden … in der Tat sehr gut beschrieben. Ich hätte da unglaublich Schiß gehabt.

    • Das stimmt, der Vergleich passt tatsächlich sehr gut. Das hat man oft in einem Lost Place. Ganz wohl war mir in diesem Gebäude tatsächlich nicht. Alle anderen wo ich bisher war, waren in einem besseren Zustand.

  10. Wow, cooler Spot und super umgesetzt!

  11. Toller Lost Places Bericht über eine schöne Location

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