#177: Von Torfhaus zum Oderteich im Harz

Die ersten Touren des Jahres gefielen mir wirklich sehr, aber es war nun schon 3 Monate her, dass ich richtig schön viel Nebel vor der Linse hatte. Ich brauchte endlich mal wieder eine Runde mit den schönsten Grüntönen, einer kleinen Portion Regen und Dunst. Geplant war eine Wanderung in Oberhof. Doch als ich sah, dass es überfrierende Nässe geben sollte, hatte ich am Samstagmorgen gegen 05:00 Uhr gar keine Lust mehr, dorthin zu fahren. Ich checkte das Nebelradar und entdeckte einen kleinen Punkt auf der Karte. Als ich diesen heranzoomte, war klar, welche Wanderung stattfinden würde. Ich wollte von Torfhaus zum Oderteich laufen, im Harz.

Ankunft Torfhausmoor:

Zwischen Bad Harzburg und Torfhaus hatte ich kaum eine Sicht über zehn Meter. Es gab also eine richtig fette Suppe. Mein Herz schlug einen Salto und ich versuchte, meine Vorfreude im Zaum zu halten und ruhig weiterzufahren. Aber einfach war das nicht.

Auf dem Parkplatz angekommen, schnürte ich im Affentempo die Wanderschuhe fest, hing mir die Kamera um den Hals und lief in Richtung Torfhausmoor. Seit Jahren möchte ich dieses Gebiet in genau dieser Stimmung fotografieren und nun war es endlich soweit. Ein Motiv jagte das Nächste und ich wusste gar nicht so recht, wo ich am besten anfange. Das würde erklären, wie auf der Tour über 450 Bilder entstanden sind. Ganze 270 habe ich behalten und musste nun entscheiden, welche ich dir davon zeige… ja ich weiß, Luxusprobleme.

Wie du siehst, war die Stimmung wirklich gut. Mich überkam eine totale Reizüberflutung. Zarte Nebelschleier hingen zwischen den Bäumen und das frische Grün nach einem eisigen Winter kam zum Vorschein. Der Wind zog eisig über die Landschaft hinweg und brachte immer wieder Nebel-Nachschub.

Immer wenn ich auf Social-Media-Plattformen lese, dass es im Harz nur toten Wald gäbe, frage ich mich, wie sich die Menschen die Natur anschauen. Klar gibt es Gebiete, die wirklich heftig aussehen. Gerade in einem Wirtschaftswald, wo man die gefällten oder umgeknickten Bäume rausholt, sieht es aus wie eine Steppe. Aber gerade hier im Nationalpark kann man sehr gut sehen, wie schnell sich der Wald erholt. Manchmal bin ich sogar selbst erschrocken, wie schnell sich die Natur verändert, wenn man ein paar Monate nicht vor Ort war.

Mystische Pfade:

Ich nahm mir an diesem Tag vor, Wege zu laufen, die ich bisher noch nicht kannte. Zumindest versuchte ich einen Großteil davon in die Route einzubauen. Was ich dadurch entdeckte, war ein Traum. Plötzlich stand ich inmitten eines frischen, dichten Fichtenwaldes. Nur ein paar veraltete Baumstämme ließen daran erinnern, dass es auch hier vor einigen Jahren anders ausgesehen haben muss. Der Harz überrascht mich echt immer wieder aufs Neue.

Über das Oderbrückmoor zum Oderteich:

Zum Oderteich selbst muss ich dir ja nicht wirklich viel erzählen. Ich weiß nicht ganz genau, in wie vielen Blogbeiträgen ich über meinen Lieblingsort im Harz schon geschrieben habe. Aber die Zehner Marke könnten wir bestimmt bald knacken. Als das zauberhafte Waldstück hinter mir lag, ging es erstmal eine ganze Weile geradeaus, an Oderbrück vorbei und über den Oberen Oderweg zum Oderteich.

Je näher ich dem Oderteich kam, desto mehr ließ der Nebel nach. Konnte ja unmöglich den ganzen Tag so bleiben, denn mittlerweile war ich seit drei Stunden unterwegs. Ich konnte quasi zusehen, wie sich die düstere Stimmung in Richtung Brocken verkrümelte und sich auf der gegenüberliegenden Seite die Sonne durch die Wolkendecke durchschob.

Und kurz darauf war es dann soweit. Die Wolken über mir zogen in einem schnellen Tempo zur Seite, die Sonne schien mir auf die Rübe und es wurde schlagartig 10 Grad wärmer (gefühlt). Mein erster Gedanke: Das kann jetzt nicht wahr sein. Die Kamera verschwand im Rucksack und ich entschied mich für eine Pause. Der Magen knurrte eh und auf sonnige Bilder hatte ich überhaupt keine Lust. Während ich mir die Schnitte schmecken ließ, beobachtete ich die Wolken, die an mir vorbeizogen. Wenn das in diesem Tempo so weiter ging, würde sich mein “Problem” ein paar Minuten später von selbst erledigen.

Und wie du siehst, kamen die Wolken wieder. Der Nebel blieb zwar vorerst aus, aber auch das sollte sich keine 20 Minuten später ändern. Was für ein verrückter Tag. Vom schönsten Kackwetter, über strahlenden Sonnenschein, zurück zum Kackwetter. Den Pfad muss ich mir auf jeden Fall mal merken, wenn es nochmal mystisch wird. Dieser Wurzelweg ist einfach ein Traum. Wenn ich mir vorstelle, dass es dort richtig schön nass ist und alles von einem leichten Dunst umgeben wird…. Ja, das könnte toll werden. Dass ich gar nicht lange darauf warten musste, konnte ich an dem Tag nicht ahnen.

Über den Märchenweg zurück nach Torfhaus:

Hier war der Name Programm, kann ich dir sagen. Das Wetter änderte sich erneut schlagartig und alles wurde, mal wieder, vom Nebel eingehüllt. Ich überlegte kurz, ob ich nochmal zurücklaufe, entschied mich dann aber dagegen. Mittlerweile war ich seit einigen Stunden unterwegs und froh, wenn mich die Sitzheizung im Auto wieder auftaut. Bis auf den kurzen Moment, als die Sonne schien, betrug die Temperatur die ganze Zeit um die 4 °C, gefühlt -2 °C. Mir einen Tee mit einzupacken hielt ich für völlig überflüssig… auch das war jetzt nicht die beste Entscheidung, aber egal.

Ich hoffe, dir hat die Runde von Torfhaus zum Oderteich im Harz gefallen. Beim nächsten Mal geht es erneut in den Harz. Erneut wurde den ganzen Morgen 100 %ige Luftfeuchtigkeit prognostiziert. Das war ein Zeichen für mich, einen weiteren Pfad in Oderbrück zu erkunden. Du darfst gespannt sein, ob es sich gelohnt hat. Aber ich kann dir schon so viel verraten, Sonne gab es nicht. Abonniere gern den Blog, um nichts zu verpassen.

Wenn du eines der Bilder aus diesem Beitrag an deinen Wänden aufhängen möchtest, gib mir gern Bescheid und ich binde es im Shop mit ein:

9 Kommentare

  1. Wenn auch ein Sonnenstrahl hineinfällt, sieht alles noch viel schöner aus. Diese Fotos sind dann einfach märchenhaft schön!

  2. Wunderschöne und vor allem sehr stimmungsvolle Bilder. Ich war noch nie im Harz, vielen Dank für diese nette Einführung Christiane.

  3. Pingback:Rund um das Sonnenberger Moor im Harz

  4. Ein sehr poetischer Ausdruck in diesen Fotos wieder einmal! Ich bin von der Baumleiche sehr berührt, soviel Anmut und Würde im Niedergang, ich möchte das malen.
    LG von Astrolady

  5. Pingback:Über den Eckersprung zum Brocken im Harz

Kommentar verfassen