Die Kamera lag gute 3 Wochen in der Ecke, für meinen Geschmack viel zu lange. Als ob er Gedanken lesen könnte, schrieb Sven mir am Mittwoch, dass er Bock auf Schnee hätte. Und da hat er meinen Nerv getroffen, mir schwebte eine ähnliche Idee im Kopf herum. Geplant war vorerst nichts, aber wir blieben in Kontakt. Während ich am Donnerstagabend durch Facebook scrollte, stoppte ich abrupt bei einem Post von DEIN HARZ. Eine weiße Schneelandschaft fiel mir ins Auge. Darüber stand folgendes: “HARZ Oderbrück: In den letzten Stunden ist noch einiges an Schnee dazu gekommen. Die Sonne lässt sich ab Samstag wieder blicken. Es bleibt auf jeden Fall frostig.” Meine Augen erstrahlten, als ich diese Zeilen las. Ich schickte den Post direkt an Sven und wir waren einer Meinung: Auf zum Oderteich. Der liegt hoch genug, Schnee sollte es hier zur Genüge geben. Niklas schloss sich uns kurzfristig an und brachte den Allrad mit, lieber man hat, als man hätte ;o)
Ich schmiss mich Samstagmorgen in meine Skiklamotten, bei -6 Grad kann man die ruhig mal anziehen (ich habe es gern wärmer). 06:00 Uhr ging es dann los. Sven stieg völlig übermüdet ins Auto und brachte außer ein „Morgen“ nicht viel über die Lippen. Es sei ihm verziehen, er musste vorher bis 22:00 Uhr arbeiten.
Während wir durch Bad Harzburg fuhren stellte ich fest, dass am Straßenrand nur ein paar vereinzelte Schneekrümel liegen. Wie ich aber auf der letzten Tour gelernt habe, kann sich das ganz schnell ändern. Und so kam es auch. 5 Kilometer später blitzte in der Dunkelheit die weiße Pracht hindurch. Die Bäume hingen voller Schnee, während es allmählich heller wurde. Unsere Augen strahlten wie die von kleinen Kindern an Weihnachten.
Der Oderteich
Meine Hoffnung, dass der Oderteich nicht vereist ist, verpuffte jedoch im Nu. Ich würde ihn gerne festhalten, wenn ringsherum alles weiß ist und sich die Bäume auf dem Wasser spiegeln. Man kann halt nicht alles haben. Klasse sah er trotzdem aus, da das Eis eine interessante Struktur hatte.

Vor nicht mal 3 Wochen war ich zuletzt hier und aus diesem Grund liefen wir diesmal andersrum. Neue Richtung, neuer Blickwinkel. Ich schaltete die Kamera an und fing die ersten Bilder ein. Einen Tag vorher kaufte ich mir das 10-18 mm für die Sony und freute mich riesig, es zu testen. Neben dem 18-105 mm ergänzt es perfekt den fehlenden Weitwinkelbereich.








So wie es hier aus sah, stelle ich mir Kanada vor. Die Talsperre, mit den schneebedeckten Nadelbäumen sah einfach fantastisch aus. An vielen Stellen blitzte das Wasser durch die Eisdecke, was mit dem Schnee einen großartigen Kontrast abgab. Die letzten Wochen hat der Oderteich ordentlich an Wasser zugelegt. Hoffentlich war es an den anderen Talsperren ebenfalls der Fall.










Das Wetter war relativ gut, zumindest für meinen Geschmack. Ich glaube, Sven hatte sich etwas mehr Sonne gewünscht, die ließ sich den Tag jedoch nicht blicken. Es war grau, düster, windig und kalt, genau mein Wetter. Sonne kann jeder, ich mag’s eher finster.
Nachdem wir unsere Runde gedreht hatten, überlegten wir, wo es als nächstes hingeht. Niklas wollte gerne die Brockenbahn ablichten und ich kenne da zufällig eine perfekte Ecke in Elend.









Winterwonderland in Elend
Die Fahrt dauerte nicht lange. Nach einer halben Stunde parkten wir das Auto im Wald, holten die Kamera raus und marschierten los. Uns blieb eine knappe halbe Stunde, bis die Bahn von Drei Annen Hohne in Richtung Schierke fuhr. 15 Minuten später waren wir vor Ort und schauten uns um, wo wir uns am besten positionieren. Einige Stellen kannte ich bereits, weshalb ich tiefer in den Wald lief. Während ich auf die Bahn wartete, sprang ich hin und her um mich warm zu halten. Minuten später hörte ich aus der Ferne bereits die Dampflokomotive, wie sie sich ihren Weg durch die Wälder bahnt. Die alte Dame lässt immer ein Weilchen auf sich warten.

Und so lange wie man gewartet hat, umso schneller ist das Spektakel dann auch wieder vorbei. Die ersten Bilder waren im Kasten und wir entschieden uns, auf eine weitere Schmalspurbahn zu warten. In einer guten Stunde kam die Nächste. Zeit, um abseits der Schienen ein paar Fotos zu schießen.

Immer wieder entdeckte ich neue Motive, der Sensor meiner Kamera hatte an diesem Tag ordentlich zu tun. Wir unterhielten uns nebenbei über neue Technik und genossen ansonsten die Ruhe. Sven und Niklas liefen meist voran, während ich irgendwo im Schnee hockte.






Nach einer halben Stunde stapften wir zurück zu den Schienen. Wir fanden ein geeignetes Plätzen, positionierten uns und stellten die Kameras entsprechend ein. Von weitem hörten wir erneut die Lok und hielten uns bereit. Diesmal kam sie von der anderen Richtung und fuhr “verkehrtherum”. Von der hinteren Seite sah sie nicht ganz so schön aus, wie von vorne. Cool finde ich sie trotzdem. Eigentlich will ich noch dieses Jahr mit der Bahn zum Brocken fahren, mal sehen ob das klappt. Aus Spaß schaute ich erneut auf den Fahrplan und 30 Minuten später kam noch eine. Lange muss man da nicht warten, also weiter geht’s den Schienen entlang, noch tiefer in den Wald.



Nach 4 Stunden in der eisigen Natur wurde es mittlerweile saukalt. Ich überlegte schon, ob ich später erst einen Glühwein trinken sollte, oder erst in die warme Wanne gehe. Die Lösung in dem Moment: Am besten beides gleichzeitig. Ich versuchte mich so viel wie möglich zu bewegen, damit es nicht noch kälter wurde. Erneut hörten wir aus der Ferne die Bahn. Sie brauste an uns vorbei und mit dem Ergebnis war ich mehr als zufrieden.


Nachdem wir dort die letzten Bilder der Bahn festhielten (dachte ich), packten wir zusammen und gingen zurück Richtung Auto. Wir liefen auf den Schienen entlang, da es links und rechts ziemlich eng war. Es dauert in der Regel mindestens 30 Minuten, eh eine neue Bahn kommt. Keine 5 Minuten später hörte ich irgendwas, konnte aber nicht genau definieren was. Zum Glück drehte sich Sven um und sagte im gleichen Atemzug “Wir müssen sofort runter von den Schienen.” Ich drehte mich nach hinten und sah die Bahn um die Kurve düsen. Viel Platz war an der Seite nicht, aber es reichte aus. Diesmal hatten wir mehr Glück als Verstand, dass nichts schlimmeres passiert ist. Normalerweise hört man sie wie gesagt schon aus der Ferne und ich habe es noch nie erlebt, dass so kurz hintereinander zwei Bahnen fuhren. Da die Kamera eh einmal um den Hals hing, fing ich natürlich auch diesen Moment ein – wie sollte es anders sein ;o)
Nachdem wir den Schockmoment verdaut hatten, mussten wir unweigerlich lachen. Sowas passiert uns definitiv nicht nochmal. Auf dem Weg zum Auto fotografierte ich noch ein paar Spiegelungen und einen alten Bauwagen. Der fiel mir bereits auf dem Weg nach oben ins Auge, aber da hatten wir es etwas eilig. Der Kontrast mit dem Holz und der verschneiten Landschaft hat es mir echt angetan.






Am Auto angekommen, packten wir die Ausrüstung in den Kofferraum und stellten die Heizung auf Höchsttemperatur ein. Das Knöpfchen für die Sitzheizung wurde betätigt und ich hätte auf der Stelle einschlafen können. Der Tag war ein voller Erfolg. Der nächste Ausflug in den Schnee wird nicht lange auf sich warten lassen.
Wenn ihr nichts mehr verpassen wollt, folgt gerne meinem Blog (siehe Startseite). Ihr bekommt nur Infos, wenn ein neuer Betrag online geht ;o) Ich habe noch einiges für dieses Jahr geplant, ihr dürft gespannt sein.