#152: Vom Hexentanzplatz ins Bodetal

Ein Samstag, an dem nichts weiter ansteht, außer einer Feier am Nachmittag. Normalerweise fotografiere ich an solchen Tagen nicht. Es artet sonst nur in Stress aus und davon bin ich kein Fan. Doch irgendwie konnte ich es nicht lassen, einen Blick in den Wetterbericht zu werfen. Tja und schon hatte ich den Salat. Es gab Nieselregen mit einer hohen Luftfeuchtigkeit. Genau die Bedingungen, die ich mir für meine Wanderung vom Hexentanzplatz ins Bodetal gewünscht hatte. Ach scheiß darauf, dachte ich mir, packte meinen Kamerarucksack und stellte den Wecker auf 03:30 Uhr für den Folgetag. Wer ein Bild für seine vier Wände gedruckt haben möchte, kann sich gern im Shop umsehen.

Auf dem Weg nach Thale:

In Halle (Saale) war es durchwachsen, doch auf dem Weg in den Harz wurde ich von dunkelgrauen Wolken empfangen. Der Regen blieb zwar vorerst aus, aber als ich die Berge im Nebel sah, wuchs die Euphorie. Ich parkte das Auto auf dem Hexentanzplatz, schnappte mir mein Frühstück und lief zur Aussicht.

Auf dem Hexentanzplatz:

Und wie Sie sehen, sehen Sie nichts…. der Nebel im Tal war so dicht, dass er mir sämtliche Aussichten versperrte. Hmm… was nun, spukte es mir durch den Kopf. Ich suchte mir erstmal die Motive, die direkt vor mir lagen und verschob die Aussicht auf das Ende der Tour. Bis dahin könnte sich der dichte Nebel etwas lichten und die Motive freigeben.

Die Bäume hier oben sind märchenhaft, anders kann ich das nicht beschreiben. Ich hatte es bereits im letzten Beitrag vom Hexentanzplatz erwähnt, dass es hier aussieht wie auf Madeira. Ich war zwar noch nie dort, aber was ich bisher auf Bildern gesehen habe, erinnert mich stark daran.

Der Wanderweg ins Bodetal:

Mein Ziel für diesen Tag war das Bodetal. Der Wald zog mich immer tiefer in seinen Bann und mir fielen unzählige Bäume ins Auge, die zusammen mit dem Nebel wunderschön aussahen. Sowas kommt immer erst mit der richtigen Stimmung zur Geltung. Ich bin hier zuletzt an einem trockenen Sommertag entlanggewandert und da war von diesem mystischen Wald nicht viel zu sehen. Klar, schön ist er trotzdem, aber es fehlt dieses gewisse Etwas.

Der Weg schlängelte sich an einem Hang entlang ins Tal. Ich war vollkommen vertieft in die Fotografie, bis mich ein Rascheln circa zwanzig Meter entfernt erschrecken ließ. Ich blickte über meine Schulter und entdeckte ein Wildschwein. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie schnell mir das Herz in die Hose rutschte. So einen Schiss hatte ich glaube noch nie. Das Schwein war noch relativ klein und die logische Schlussfolgerung (für mich) war, dass irgendwo noch ein größeres sein würde. Ich lief mit leisem Schritt weiter nach unten und hoffte, dass sich niemand von mir bedroht fühlen würde. Zum Glück ging alles gut und ich konnte meine Tour entspannt fortsetzen.

Keine halbe Stunde nach der Sache mit dem Wildschwein bemerkte ich schon wieder ein Geräusch. Bitte nicht, dachte ich mir und traute mich kaum umzudrehen. Denn diesmal klang es nach mehreren Schritten. Natürlich war ich neugierig und entdeckte einen Steinbock mit seinen Mädels. Dummerweise hatte ich, wie so oft in solchen Momenten, nur mein 28-70 mm an der Kamera angeschlossen und das 100-400 mm lag im Auto – brauchste heute nicht, dachte ich mir. Ich versuchte mich gaaaaanz langsam zu nähern, aber das fanden sie gar nicht cool und liefen davon.

Im Bodetal:

Je tiefer ich kam, desto weniger blieb von dem Nebel übrig. Ich konnte aber erkennen, dass er sich oben auf dem Felsen ganz gut hielt, vielleicht ja lange genug. Wieder hochlaufen kam nicht infrage, daher entschied ich mich, ein Stündchen im Bodetal zu bleiben und 09:30 Uhr mit der ersten Seilbahn nach oben zu fahren. Warten, dass die Zeit herumgeht, muss man hier nicht. Das Bodetal ist ein Klassiker und Langeweile kommt dort nicht auf.

Ich hätte hier ewig verweilen können, doch die Zeit saß mir etwas im Nacken. Ich wollte nicht zu spät mit der Seilbahn hochfahren, denn umso später es wurde, desto mehr Menschen würden sich oben auf dem Hexentanzplatz tummeln und dann macht es mir persönlich weniger Spaß, zu fotografieren.

Mit der Seilbahn zurück auf den Hexentanzplatz:

Ich erwischte tatsächlich die erste Gondel und zuckelte langsam nach oben. Ich schob das Fenster nach unten, band mir den Kameragurt fest ums Handgelenk, hielt den Arm nach draußen und legte los. Mit dem Nieselregen und dem Gegenwind war es nicht so einfach, ein Bild ohne Regentropfen hinzubekommen. Aber ein paar Bilder sind etwas geworden. Lehnt euch zurück und genießt einfach die Aussicht.

Jetzt war die Stimmung perfekt. Ich lief von der Bergstation der Seilbahn zu den verschiedensten Aussichtspunkten und suchte mir die passenden Motive heraus. Am Morgen war hier noch nichts zu erkennen, doch jetzt wich der Nebel weit genug und das Tal konnte in den Vorschein treten. Warum müssen solche Tage eigentlich immer so kurz sein?

Pünktlich zum Mittag befand ich mich wieder auf der Autobahn in Richtung Heimat. Nach so einer Tour kribbelt es immer besonders in den Fingern, die ersten Bilder zu sichten. Ich hoffe, euch hat die Tour vom Hexentanzplatz ins Bodetal gefallen. Ganz anders verlief das eine Woche später in der Sächsischen Schweiz. Da musste ich mich regelrecht dazu durchringen, die Bilder anzusehen. Denn an diesem Tag lief es nicht ganz so rund. Aber das erzähle ich euch beim nächsten Mal. Abonnieren könnt ihr die Beiträge hier:

17 Kommentare

  1. Toll ! Aber ich stehe mitten in der Nacht nicht mehr auf zum FOTOGRAFIEREN !
    Wenn mein Hund in der Nacht + Morgen GASSI muss = bieten sich manchesmal Chancen…..bzw. aus meinen Nachtdiensten entstanden manche Ablichtungen(speziell am zeitigen Morgen).

    http://creatoronline.org/2021/04/18/entlang-an-einem-traegen-bach-reste-des-aulandes/

  2. Wirklich eine schöne Fotoserie Christiane, die du hier gemacht hast. Die Bäume sehen wirklich märchenhaft aus und diese Aussichtspunkte an den Bergstationen…. wow!!!
    Die Atmosphäre, die du jedes Mal in deine Totos zauberst, ist wirklich faszinierend für mich.
    Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag und freue mich auf Ihren nächsten Blog.

  3. Die Wälder holen einen letzten, langen Atemzug, bevor sie in den Winter schlummern. Diese herbstliche Stimmung und das dunkle Grün strahlen unendlich tiefe Ruhe aus. Vor allem aus der Perspektive der Seilbahn: Über allen Wipfeln ist Ruh … wie Goethe schon sagte. Hier kann man wieder eintauchen …
    Liebe Grüsse von Astrolady

  4. Als ich ein Kind war, es schon lange her, sind wir vom Bodetal bis zum Hexentanzplatz und zurück gelaufen. Ich meine, dort hätte es auch eine Freilichtbühne gegeben. Nur an das Theater habe ich noch eine Erinnerung.

  5. Die Bäume sind ja echt krass! Sehr cool! Wieder absolut faszinierende Bilder, die mich total abholen! Ich freu mich schon auf den Beitrag aus der Sächsischen Schweiz 😍

  6. Da hast du wieder eine wunderbare Stimmung eingefangen, die Bilder gefallen mir ausgesprochen gut. Da kann man sich richtig die Hexen vorstellen, die hier den großen Kessel angefeuert haben und “Wetter kochen”…
    Danke für die Impressionen, die Gegend könnte evtl. mal ein Reiseziel werden… inspiriert von deinen Bildern!

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