#146: Sonnenaufgang in Rathen

Der Tag begann mal wieder mitten in der Nacht. Ich war bereits seit einer halben Stunde wach, als gegen 01:00 Uhr der Wecker klingelte. Nachdem ich den Tag mit einer heißen Wanne gestartet hatte, schmierte ich kurz darauf noch ein paar Brote für die bevorstehende Tour. Geplant war der Sonnenaufgang in Rathen.

Janine, die mich diesmal begleitete, war genauso erfreut wie ich. Endlich fuhren wir mal wieder gemeinsam auf Tour. Die letzte Runde war eine Ewigkeit her und so gingen uns die Gesprächsthemen während der Fahrt so schnell nicht aus. Unser Plan war die Felsenlandschaft in Rathen. Ein besonderer Spot stand zum Sonnenaufgang auf der Liste. Bisher hatte ich ihn nur an einem regnerischen Tag erwischt und erhoffte mir diesmal das perfekte Licht.

Ankunft Bastei-Parkplatz:

Als wir die Straße zur Bastei-Aussicht entlangfuhren, entdeckten wir die ersten Nebelfelder. Am Vortag regnete es und meine Hoffnung, dass wir zum Sonnenaufgang etwas Nebel bekommen, wuchs immer mehr. Wir stellten das Auto ab und plötzlich war er weg, der ganze Nebel. Aber aus der Erfahrung heraus musste das nichts bedeuten.

Bis zum Sonnenaufgang hatten wir genügend Zeit, also liefen wir ganz entspannt zur Aussicht. Der Einstieg in den dunklen Wald ist nicht für jedermann etwas, aber mir macht es mittlerweile nichts mehr aus. Das Laub des vergangenen Herbstes raschelte unter meinen Füßen und der Farn, der uns hier umgab, reichte bis zur Hüfte. Wir hörten nur unsere eigenen Schritte und das erste Gezwitscher der Vögel. Nach wenigen Minuten kamen wir am Spot an und was wir sahen, war um genau zu sein…. nichts. Die Nebelsuppe hing so heftig im Tal drin, das wir nicht mal 20 Meter weit blicken konnten. Hier zu warten war für mich keine Option, also erstmal weiter.

Tiefer in den Wald:

Langsam zog auch der Nebel in den Wald hinein und ich fühlte, dass der Morgen einfach gut werden musste. Auch wenn es nach wie vor mächtig dunkel war, kam ich nicht daran vorbei, die ersten Bilder zu schießen. Sobald Nebel zwischen den Bäumen hängt, muss ich einfach die Kamera auspacken.

Ankunft Höllenhund:

Einer meiner Lieblingsplätze in dieser Gegend ist der Höllenhund. Hier gibt es sehr viele Möglichkeiten, ein passendes Motiv zu finden. Wir kamen am Spot an und sahen genauso viel, wie am anderen. Der Nebel hatte sich zwischenzeitlich nicht zurückgezogen, im Gegenteil, es wurde immer mehr. Tja, dann gibt’s einfach eine Planänderung. Holen wir das aus den Spots heraus, was geht und irgendwann wird sich Klärchen schon zeigen – in diesem Sinne, Prost.

Während der warme Kräutertee in meinem Bauch verschwand und ich mir mein Carazza zum Frühstück schmecken ließ, ragten unter uns die Felsen durch den Nebel aus der Tiefe empor. Ein Morgen könnte nicht schöner beginnen. Wir hatten keinen Druck, das perfekte Licht erwischen zu müssen, sondern genossen einfach nur den Moment, während es am Horizont langsam heller wurde.

Wir entschieden weiterzuziehen. Die Möglichkeiten sind bei solchen Bedingungen in Bezug auf Aussichten sehr begrenzt, aber dafür wurde es im Wald immer interessanter. Der Weg zur Wehlnadel war ein Traum. Dieses Grün, welches uns umgab, war atemberaubend. Ich kann das gar nicht beschreiben, aber die Farben sind in an einem solchen Morgen immer besonders leuchtend. Ein nasser Wald erstrahlt einfach schöner, als ein trockener.

Die Aussicht an der Wehlnadel:

Wie zu erwarten war, konnte man an der kleinen Gans auch nichts erkennen, außer die riesige Wehlnadel, die sich durch die graue Suppe kämpfte. Die Sächsische Schweiz überzeugt an jeder Ecke mit ihrer schier unendlichen Schönheit, anders lässt es sich nicht beschreiben. Ich glaube, man kann es sich erst vorstellen, wenn man einmal hier war und die ersten Sonnenstrahlen des Tages erlebt. Wir hingegen warteten an diesem Tag noch auf die Sonne und genossen weiter das unendliche grau, das vor uns lag.

Das Licht im Wald:

Der Horizont wurde heller und allmählich kämpfte sich die Sonne durch. Es wurde Zeit, zum eigentlichen Spot weiterzuziehen. Und der Weg dorthin war einer der schönsten fotografischen Erlebnisse in den vergangenen Jahren. Wie lange hatte ich genau auf so ein Licht gehofft. Ihr lieben, ich kann euch versprechen, jetzt knallt’s so richtig im Sächsischen Wald. Für einen Weg, der ca. 10 Minuten dauert, brauchten wir 40 Minuten – und da hatten wir uns schon beeilt. Aber seht selbst, was die Natur für uns parat hielt.

Von mir aus dürften solche Momente ewig anhalten, aber ich weiß, dass es immer nur von kurzer Dauer ist. Die sensationellen Lichtmomente zogen sich aus dem Wald komplett zurück, also legten wir einen Gang höher ein.

Jetzt wurde es richtig hell:

Am Spot angekommen, war es zum Glück noch nicht zu spät. Auch wenn es mit jeder weiteren Minute immer heller wurde, war ich sehr zufrieden. Ich setzte den Rucksack kurz ab, schraubte mein Tele auf und legte los. Die Aussicht war bezaubernd und veränderte sich im Sekundentakt, während der Nebel lautlos durch die Felsen zog.

Ich saß gemütlich auf dem Felsen, während ich mir meine Motive in Ruhe heraussuchte. Besonders angetan hatte es mir ein alter verkrüppelter Baum. Ich denke, dass viele ihm keine Beachtung schenken würden, aber Schönheit liegt ja im Auge des Betrachters. Das Spinnennetz rechts außen dazu war das i-Tüpfelchen, was ich mit dem Tele so nah wie möglich heranholte.

Ich war mit diesem Morgen mehr als zufrieden, schöner hätte er nicht werden können. Im Anschluss waren wir nochmal kurz an der Basteibrücke, aber eh wir dort waren, verließ uns der Nebel und zurück blieb ein grelles Sonnenlicht. Ich könnte euch zwar ein paar vereinzelte Bilder zeigen, aber den Spot an der Bastei hebe ich mir für den nächsten Beitrag auf. Keine zwei Wochen später war ich mit meiner besten Freundin dort und was soll ich sagen, ich hatte schon wieder Glück mit Nebel. Bis dahin wünsche ich euch erstmal alles Gute und wer möchte, kann sehr gern ein Abo dalassen, um den nächsten Beitrag nicht zu verpassen.

Wenn du eines der Bilder aus diesem Beitrag an deinen Wänden aufhängen möchtest, gib mir gern Bescheid und ich binde es im Shop mit ein:

15 Kommentare

  1. Was für tolle Bilder! Ich liebe die Sächsische Schweiz und habe dort auch schon den Sonnenaufgang fotografiert. Unten im Tal war auch etwas Nebel. Das hat einfach was total mystisches. Sehr beeindruckend und super toller Beitrag 👍 Freue mich schon auf die Fortsetzung 🙂

  2. Da darfst Du wirklich mehr als zufrieden sein. Die Fotos sind umwerfend! Weiter so. Liebe Grüsse, Elisa

  3. Wonderful nature! Excellent shot thanks for sharing your experience.👍👍😊

  4. Wie wundervoll, dass der Nebel die von Trockenheit geplagte Sächsische Schweiz wie Balsam trösten möchte. Diese Bilder sind wirklich Balsam für die Seele. Und dieser abgestorbene Baum hat ja eine solche Anmut! Einfach bewundernswert, welche Mühen Du dir gibst, das ist echte Arbeit, echte Kunst!
    LG von Astrolady

  5. Ich schaue immer wieder auf den Baum. Welche Tugend von ihm ausgeht. Wie er doch so ganz eins mit seinem Schicksal ist, ganz gleich welch Bitternisse darin verwoben waren. Etwas sehr reines geht von ihm aus und die Dunststrahlen wirken fast wie ein Heiligenschein. Ein Foto mit geistiger Tiefenwirkung!

  6. Wie immer super schöne Fotos 😍

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