#88: Waldbaden im Landkreis Goslar

Endlich sollte es am Wochenende mal wieder so richtig schmuddelig werden… doch dann kam es im Landkreis Goslar anders als gedacht. Die Hinfahrt war unglaublich. Dicke Nebelbänke ließen sich auf den Feldern neben der Autobahn nieder und die Sonne schoss durch sie hindurch. Immer wieder entdeckte ich Rehe, die neugierig in Richtung Autobahn blickten. Die Szenerie war verzaubernd, nur ich irgendwie am falschen Ort. Ich blickte aus der Seitenscheibe meines Autos und fand weit und breit keine passende Abfahrt.

Irgendwo zwischen Clausthal-Zellerfeld und Seesen:

Knapp eine Stunde später parkte ich auf einem Wanderparkplatz, nachdem ich eine halbe Achterbahnfahrt hinter mich brachte. Erst kam eine 20%ige Steigung nach oben, dann wieder runter, eine scharfe Kurve nach rechts und nochmal nach links… was für eine Straße.

Der Dunst hing tief im Tal und die Sonne ballerte ordentlich rein. Hätte ich nur etwas früher losfahren dürfen, wäre der Tag ein echtes Highlight geworden. Während ich auf meine Wanderbegleitungen Patrick und Kathrin wartete, kam ich nicht daran vorbei, die ersten Bilder einzufangen.

Die beiden bogen auf den Parkplatz ein. Wir packten unsere Sachen und starteten die kleine Wanderung. Das magische Licht war verschwunden und übrig blieb ein blauer Himmel. So sehr wie ich die Sonne in der Morgenstunde liebe, so sehr verfluche ich sie (aus fotografischer Sicht) bis zum Sonnenuntergang. Patrick und Kathrin waren vom Wetter genauso überrascht wie ich, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt – vielleicht zieht es sich ja später doch noch zu.

Die Tränkebachhütte:

Für den Anfang legten wir ein paar Höhenmeter zurück und kamen ordentlich ins Schnaufen. Die erste Etappe war aus fotografischer Sicht kein wirkliches Highlight. Dafür waren die kahlen Bäume verschwunden und ein saftiges Grün breitete sich aus. Im Herbst kann man hier bestimmt fantastische Aufnahmen festhalten.

Wir kamen nach knapp 2 Kilometern am ersten Spot an, die Tränkebachhütte. Eine schöne kleine urige Hütte mitten im Wald. Der gewünschte Nebel blieb natürlich aus, aber zum Erkunden der Location war der Tag perfekt.

Der Rückweg führte uns zu einem kleinen schmalen Pfad. Bevor wir den jedoch fanden, kraxelten wir (wie so oft auf meinen Wanderungen) erstmal irgendeinen Hang hinauf. Erst ein paar Minuten zuvor sprachen wir noch darüber, was Wander Apps zum Teil für merkwürdige Pfade finden. Da stehst du mitten im Wald, kein Weg weit und breit, aber die App sagt, du wärst richtig. Ich habe keine Ahnung woran das liegt, aber so haben wir teilweise schon coole Spots gefunden.

Waldbaden im Tal:

Unterhalb des Weges führte ein unglaublich schönes Tal entlang. Die Bäume strahlten mit dem saftigen Grün ihrer Blätter, das Wasser plätscherte vor sich hin und moosbewachsene Baumstämme lagen überall verteilt. Für mich war klar, da muss ich irgendwie runter.

Fünf Minuten später waren meine Schuhe mit Schlamm bedeckt (ich versank in irgendeiner Pampe), die Hose sah aus wie Sau, aber ich hatte es geschafft. Was tut man nicht alles fürs Foto. Dass ca. 150 Meter weiter vorne der Einstieg ins Tal etwas leichter war, konnte ich ja nicht ahnen.

Auch unsere tierischen Freunde waren an diesem Morgen überall unterwegs. Patrick und ich hockten mit unseren Teleobjektiven vor einem kleinen Molch (oder Salamander?) und versuchten auf irgendeine Art und Weise den Kleinen ins richtige Licht zu rücken, was gar nicht so einfach war. Gut getarnt wollte er sich immer wieder vor uns versteckten.

Gerade mit einem Tele ist es oft wie in einem Suchbild, man muss erstmal die Orientierung bekommen und das Motiv finden. Gut, bei Schnecken ist die Herausforderung nicht ganz so groß, die sind ja relativ entspannt unterwegs 😄.

Ich habe keine Ahnung, wie lange wir auf dem Boden herumgekrochen sind, aber zwischen wir gucken nur mal kurz und wir können weiter verging locker eine dreiviertel Stunde. Es war einfach zu schön hier unten.

Bevor wir zurück am Parkplatz ankamen, mussten wir nur noch ein paar Meter bis zur Straße zurücklegen. Ein Blick auf die digitale Karte suggerierte mir, dass wir genau jetzt durch einen Bach laufen sollten, aber auf nasse Füße hatte definitiv keiner von uns Lust. Klar, dass wir einen anderen Weg querfeldein ausprobierten.

Eine grüne Idylle mitten im Nirgendwo:

Heraus kamen wir an einem kleinen Teich, der das ein oder andere Fotomotiv für uns parat hatte. Hätte uns die App also nicht einen falschen Weg angezeigt und uns gezwungen, eine Alternative zu suchen, wären wir hier nie vorbeigekommen.

Zurück am Parkplatz angekommen, entschieden wir uns, noch ein paar kleine Spots anzusteuern. Das Wetter wollte uns zwar nach wie vor keinen „düsteren“ Gefallen tun, aber um sich etwas umzusehen, kann man die Zeit optimal nutzen.

Als wir knapp 15 Minuten später von einem Wolkenbruch in den Nächsten fuhren, stieg unser Herzschlag endlich nach oben. Leider hatten wir jetzt zwar den Großteil der Tour hinter uns, aber der graue Himmel mit dem ganzen Grün der Bäume war ein unglaublich toller Kontrast.

Als wir dann unserem letzten Ziel, der Hängebrücke, näherkamen, war der Regen so extrem, dass wir die Erkundung abgebrochen haben und uns für die Heimreise entschieden.

Für uns steht fest, dass wir die Ecke nochmal erkunden wollen, wenn das Wetter auf unserer Seite steht. Es muss nicht regnen, aber wenn es grau und vielleicht etwas neblig wird, kann man hier einiges herausholen. Ich hoffe, euch hat die kleine Runde gefallen. Die offizielle Tour zur Tränkebachhütte verlinke ich euch wieder. Wir haben irgendwo eine Abzweigung verpasst und sind mitten durch den Wald gelaufen: Das erspar ich euch lieber.

Ich weiß noch nicht ganz genau, wo es als Nächstes hingeht. Bis jetzt sieht es mit der Inzidenz in Halle sehr gut aus, vielleicht schaffe ich es, einen Sonnenaufgang zu fotografieren. Ich hoffe, ist seid dann wieder mit am Start. Abonniert gern meinen Blog, um nichts zu verpassen.

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21 Kommentare

  1. Deine Bilder haben etwas Besonderes. Dieses difuse Licht erzeugt eine ganz eigene Spannung.

  2. Wow!!! Das ist ne mega schöne Serie an Bildern👍👍👍

  3. Ha! Wir ziehen demnächst in die Gegend. Danke für den Tourentipp! 👍😆

  4. Ihre Spaziergänge sehen immer sehr abenteuerlich aus und die dunklen Töne auf Ihren Fotos schaffen oft eine etwas mysteriöse Atmosphäre. Das macht deine Geschichten immer zu etwas ganz Besonderem, aber trotzdem schön zu lesen und zu sehen!

  5. Sind das tolle Fotos; wunderschön! Und schön informativ drumherum; eine Gegend, die unbedingt auf meine To-go-Liste kommt! Liebe Grüße 🙂

  6. Na, das war denn eher eine Walddusche als ein Waldbad. Wieder wunderbar stimmungsvolle Bilder. Ich bin ja gespannt, wenn Du mal bei „schönem“ Wetter unterwegs bist. Nach Deinen Bildern zu urteilen liebst Du eher das mystische Schmuddelwetter, oder? Aber der Sommer kommt ganz bestimmt.
    Viele Grüße aus Franken

  7. Das wären jetzt Kulissen für einen Krimi … genial …. alles stimmt, die Stimmung insgesamt. Herrlich!!! Da erzählt sich der Krimi ja fast schon von selbst.
    LG von Astrolady

  8. Umwege und Irrwege ermöglichen oft spannende Entdeckungen. Ich liebe sie! Und die Licht-Stimmungen sind klasse!

  9. Hach – I Love it…. 🙂

  10. Du erinnerst mich jedes Mal aufs Neue daran, wie schön trübes Wetter sein kann und deine Hoffnung auf tatsächlich wolkenverhangenes Wetter ist soo süß, beobachtet man selten! Auch meinen größten Respekt, wie spontan und frei ihr euch immer im Wald bewegt und kreuz und quer lauft. Ich bin ein Kontrollfreak und würde niemals vom Weg abweichen, habe aber auch einen fürchterlichen Orientierungssinn und keine Erfahrungen mit Wandern oder großen Wäldern etc., dafür ist hier bei uns alles zu sehr nur Flachland^^ Wieder einmal sehr schöne Bilder, ich freue mich jedes Mal, einen neuen Beitrag von dir lesen zu können! 🙂

    • Ich danke dir für deine lieben Worte 🥰 Wir weichen tatsächlich selten vom Weg ab, nur wenn wir einfach nicht sehen, wie es weitergehen soll 😅 Und bei dieser Tour war es dann mal wieder extrem 😅

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