#76: Gefängnis Köpenick

Ein alter Duft liegt in der Luft, die Farbe blättert von den Wänden, die Stimmung ist beklemmend. Ich betrete das Gefängnis in Berlin Köpenick. Heute ein Lost Place zum Entdecken und Erkunden, früher ein Ort des Grauens.

Ungemütlich und kalt:

Erbaut wurde die Haftstätte von 1899 bis 1901. Luxus war hier fehl am Platz. Wer eine Toilette suchte, fand in seiner Zelle nur einen alten Metalleimer. Wenn man genau hinschaut, sieht man heute noch die Abdrücke der alten Eimer im Boden. Zur einzigen Ausstattung gehörten eine herunterklappbare Holzpritsche und ein kleines vergittertes Fenster. Die Nächte müssen eisig gewesen sein, denn eine Heizung wurde erst zu DDR-Zeiten eingebaut.

Über drei Etagen reihte sich Zelle an Zelle. Zu Kaisers Zeiten fanden hier bis zu 55 Häftlinge Platz. 1933 wurde der Knast von der SA beschlagnahmt und zeitweise 500 Juden, Kommunisten, Sozialdemokraten und Staatsfeinde eingesperrt, gefoltert und misshandelt. Während der „Köpenicker Blutwoche“ vom 21. bis 26. Juni 1933 starben 23 Menschen durch eine Hinrichtung.

Richtig gruselig wurde es für mich erst im Keller. Es gab weder Licht, noch frische Luft. Gefunden habe ich eine riesige alte verrostete Heizungsanlage. Zum Glück war mein Mann dabei, alleine hätte ich sicherlich noch Gespenster gesehen.

Zu DDR-Zeiten diente das Gefängnis unter anderem als Arrestanstalt der NVA und später übernahm das DDR-Fernsehen das Gebäude und brachte den Kostümfundus in den Zellen unter. Heute wird ein Teil als Gedenkstätte der „Köpenicker Blutwoche“ und der andere Teil als öffentliches Kulturzentrum genutzt.

Ihr wollt euch dieses Lost Place selber ansehen? Dann empfehle ich euch eine Tour über go2know zu buchen. Es lohnt sich wirklich sehr und man kann einiges dazulernen. Ich hoffe, euch hat der kleine Geschichtsausflug gefallen. Beim nächsten Mal bringe ich ein wenig Ostseefeeling in eure Wohnzimmer. Wenn ihr das nicht verpassen wollt, dann abonniert gern meinen Blog.

Ihr habt Lust auf weitere Lost Place Motive? Dann schaut gern mal in der passenden Kategorie vorbei. In großen Abständen gesellt sich immer wieder ein neuer Ort hinzu.

12 Kommentare

  1. Guten Morgen Chrisi,
    Deine Bilder sind sehr eindrucksvoll und geben die Qual der einstigen Insassen ein wenig wider. Ich finde, es ist wichtig, das Geschichtsbewusstsein zu erhalten, auch an solch düstere Zeiten um sich auch zu besinnen, in welcher guten Zeit wir leben. Jetzt hoffe ich, wieder einmal Bilder mit etwas Sonne von Dir genießen zu können.

    Viele Grüße aus Franken

    Peter

    • Guten Morgen Peter, vielen vielen Dank. Aktuell ist es ja ziemlich grau, aber ich gebe mir Mühe mit der Sonne 😉 Vielleicht erwische ich noch einen Sonnenuntergang im Winterwonderland, das wäre doch auch mal was feines 😉 Viele Grüße nach Franken 😃

  2. Die Urbex-Fotos sind wunderschön, aber das Gefängnis selbst muss ein Ort des Grauens gewesen sein.

  3. Und dennoch hat alles mal ein Ende! Der Zerfall eines Käfigs – an dem der Rost der Freiheit nagt.

  4. Solche alten Orte haben einfach eine ganz besondere Stimmung.
    Dieses Trostlose hast du hier echt toll eingefangen!

  5. Ein echt gruselige Ort, umso mehr wenn man weiß, was da so abgelaufen ist. Was muss das Gemäuer für ein maßloses Leid gehört haben!! Irgendwie zieht mich sowas ja auch magisch an. Ich hatte den Touranbieter auch schon mal gebookmarked.

    • Defintiv. Man kann sich heutzutage sowieso nicht mehr vorstellen, was es früher für Leid gegeben haben muss. Go2know kann ich wirklich nur empfehlen. Im September steht die 3. Tour mit dem Team an, ich freu mich schon drauf 😉

  6. Hallo Christiane,
    es ist immerwieder spannend und erlebnisreich, Deine Seite zu besuchen.
    Lese gerade ein Buch von Hera Lind ‚Die Hölle war der Preis‘: 1974 Missglückte Republickflucht – DDR / BRD – fast vier Jahre Frauengefängnis Hoheneck – die Hölle.
    Deine Fotos passen zu den Bildern in meinem Kopf.
    Eine Gänsehaut jagt die andere beim Betrachten.

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