#27: Moody Brocken

Daumen drückend saß ich tagelang vor dem Wetterbericht, in der Hoffnung, dass es so grau bleibt, wie sie vorhersagen. Und ich hatte Glück. Gemeinsam mit Dennis ging es auf den Brocken.

Von Schierke zum Eckerlochstieg

Wir fuhren gemeinsam 04:30 Uhr los und parkten das Auto kurz vor 06:00 Uhr in Schierke. Die ersten hundert Meter waren gezeichnet vom Borkenkäfer. Der leistet in den letzten Monaten ganze Arbeit. Weit und breit fanden wir nicht einen lebenden Baum, bis auf ein paar Kleinere. Durch Trockenheit und Hitze u.a. im letzten Jahr sind die Fichten so stark geschwächt, dass es eine Leichtigkeit für den Käfer ist, sie anzugreifen. Der nistet sich in den Bäumen ein und zerstört so die Wasser- und Nährstoffleitbahnen. Durch den Wassermangel können die Bäume zur Abwehr nicht genug Harz bilden und sterben ab.

Ich bin nun wirklich viel in der Gegend unterwegs, aber so schlimm wie hier ist es mir bis jetzt nicht aufgefallen. Soweit das Auge reicht lagen abgesägte Bäume. Zusammen mit dem grauen Wetter wirkte es, als Stünde die Apokalypse kurz bevor.

Nach einer guten halben Stunde, fing es plötzlich an zu plätschern. Weiter unten im Tal floss ein Nebenbach (schwarzes Schluftwasser) der Kalten Bode entlang. Den Spot hab ich mir direkt notiert. Mit Stativ würde ich hier sicherlich den halben Tag verbringen. Für heute hatten wir allerdings andere Pläne, weshalb wir weiter durch den Wald zogen. Einen kleinen Eindruck möchte ich euch trotzdem vermitteln :o) 

Nachdem wir die Bahnschienen überquerten, begann der steinige und steile Aufstieg. Das erste Stückchen war im Vergleich zu dem, was noch kam, Pillepalle.

Was uns nach der Schutzhütte erwartete, war für mich als Anfänger (oder typischer Städter), extrem schweißtreibend. Dennis erging es ähnlich, ihm sah man die Anstrengung förmlich an (mir nicht weniger). Hilft alles nichts, umkehren kam nicht in Frage. Es waren zwar nur 900 Meter, aber die hatten es in sich. Das es Leute gibt, die dort hoch! und runter joggen, will mir nicht in den Kopf gehen.

Auf dem Brocken

Knapp zwanzig Minuten später war ich überglücklich, ein Auto zu hören. Die Brockenstraße musste direkt vor uns liegen, es ist also nicht mehr weit. Ich glaube, die Erlösung war mir ins Gesicht geschrieben, als wir auf der Straße ankamen. Alles war in dem Moment besser, als der felsige Anstieg. Ja ich weiß, mimimi, aber so ist es nun mal :o)

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Wusstet ihr eigentlich, dass der Brocken der nebelreichste Ort Europas! ist? Ca. 309 Nebeltage gibt es da oben. Ich bin jetzt zum dritten Mal dort und wurde nicht enttäuscht. Je höher wir kamen, desto mehr zog es sich zu, passend für die Bilderserie, die ich im Kopf hatte. Natürlich durfte Regen nicht fehlen, aber auch darauf waren wir vorbereitet.

Wir freuten uns auf einen heißen Kaffee, denn hier oben ist es mächtig windig und kalt. Die Restaurants mit einem Platz im inneren, öffneten aber erst 10:00 Uhr. Hm, kurz vor 8:00 Uhr, zwei Stunden wollten wir nicht warten. Frühstück im Freien, statt Kaffee im Warmen war angesagt. Da es immer doller regnete, machten wir es uns in der Schutzhütte gemütlich.

Die Dusche von oben gönnte uns eine kleine Pause, die wir direkt ausnutzten, um ein paar Bilder zu schießen. Nach einer guten Stunde auf dem höchsten Berg in Sachsen-Anhalt und Norddeutschland, entschieden wir uns jedoch für den Abstieg. Durch die fehlende Bewegung wurde es immer kälter und  Laufen hält einen schön warm.

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Zurück nach Schierke

Das Wetter schlug erneut in Regen um, weshalb wir kurz überlegten, das Eckerloch zu umlaufen. Die riesigen Steine zusammen mit dem Regen, könnten zu einer rutschigen Angelegenheit werden. Auf einen Umweg von gut 5 Kilometer hatten wir bei dem Wetter allerdings auch keine Lust. Also Augen zu und durch.

Während wir uns vorsichtig und langsam hinab tasteten, joggte der Erste an mir vorbei. Schnell kam der Zweite und Dritte hinterher. Einer kam sogar von unten nach oben gejoggt… WTF?  dachte ich mir. Dennis war genauso erstaunt wie ich. Respekt für die Leistung… Der eine Jogger war locker doppelt so alt wie wir, einfach heftig. Ob das wiederum so gut für die Knie ist, ich weiß es nicht…

Entlang des Bahnparallelweges

Der Eckerlochstieg lag endlich hinter uns, als wir den Bahnparallelweg kreuzten. Ich liebe es ja, die Brockenbahn abzulichten und hier sollte ich definitiv fündig werden ;o)

Am Horizont entdeckten wir die ersten Rauchzeichen. Die Zeit war fast zu kurz, um eine geeignete Perspektive zu finden. Dennis stürzte sich den Abhang runter, worauf ich bei dem Wetter keine Lust hatte ;o) Ich suchte mir eine passende Stelle weiter oben und machte das Beste draus. So schlecht war mein Plätzchen nicht. Ich konnte die Kurve aus der höher gelegenen Position sehr gut einfangen, mit der HSB und dem Rauch gab das ein tolles Motiv ab, oder was meint ihr?

Der Regen wurde immer schlimmer, streckenweise fast zu viel, um die Kamera draußen zu lassen. Dennoch bin ich immer wieder begeistert, was die Kleine alles ab kann. Sie ist nicht Spritzwasser geschützt und obwohl überall das Wasser tropfte, gab es keine Probleme. An alle, die sich Gedanken machen, wenn es regnet: Müsst ihr nicht. Es war den Tag wirklich nicht ohne und der Kamera ist nichts passiert. Ich achte nur darauf, sie regelmäßig abzuwischen, damit es nicht zu viel Wasser wird.

Knapp 30 Minuten nachdem die erste Bahn an uns vorbei fuhr, stand eine weitere in den Startlöchern. Diesmal hatten wir etwas mehr Zeit, um die Perspektive zu wählen. Wir waren bereit, standen im Regen und warteten auf den Zug…. doch der kam nicht. Ich überlegte kurz, weiter zu gehen, als ich erneut den Rauch am Himmel entdeckte und in der Ferne das Warnsignal hörte. Wie immer ging dann alles ziemlich schnell. Mein Bild war im Kasten.

Die restliche Strecke liefen wir auf den Schienen zurück (natürlich immer mit einem prüfenden Blick nach hinten). Kaum setzte ich den ersten Fuß aufs Gleisbett, rutschte der nach vorne und zack, da lag ich. Ich habe auf meiner Tour zur Ziemestalbrücke scheinbar nichts dazu gelernt. Dort ist mir genau das gleiche passiert. Man sollte, wenn man auf ein Gleisbett tritt, nicht auf die Holzbretter kommen. Zumindest nicht, wenn es nass ist. Ich hoffe, ich merke mir das endlich mal. Der Kamera ist zum Glück nichts passiert :o)

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Wanderweg Alte Bobbahn

Während wir den breiten Bahnparallelweg entlang liefen, durften wir die Abzweigung zur Alten Bobbahn nicht verpassen (sonst gibts einen etwas größeren, ungewollten Umweg). Ein kurzer Blick auf die digitale Karte, in knapp 300 m geht es rechts weg.

Viel von einer alten Bobbahn erkennt man allerdings nicht. Zwischen 1908 und 1958 fanden hier u.a. Deutsche- und Harzmeisterschaften statt.

Auf Grund der Witterungsbedingungen kamen wir leider kaum dazu, den Teil der Wanderung fotografisch zu erkunden. Kälte und Nässe machen sich irgendwann in der Kleidung bemerkbar und der Moment war nun eingetroffen.  Zeit, für die Heimreise :o)

Für mich war es wie immer erfolgreich, ich hoffe für Dennis auch :o) Das nächste Mal werde ich gezielt den Bahnparallelweg entlang laufen. Eine grobe Runde habe ich schon im Kopf, muss nur noch das Wetter mitspielen ;o)

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Wenn ihr nichts mehr verpassen wollt, folgt gerne meinem Blog (siehe Startseite). Ihr bekommt nur Infos, wenn ein neuer Betrag online geht ;o) Ich habe noch einiges für dieses Jahr geplant, ihr dürft gespannt sein.

4 Kommentare

  1. also mega tolle Fotos von der fahrenden Lokomotive ! Besser geht es nicht und bei den Bedingungen eh !!!

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