#17: Mein düsteres Halle (Saale)

Während ich Samstag auf der Couch lag, war ich mit meinen Gedanken schon beim Sonntag… wo könnte man zum fotografieren hinfahren? Nach einem kurzen Blick in den Wetterbericht, entschied ich mich für meine Heimatstadt. Ich habe hier noch nie Schlechtwetterfotos geschossen, Zeit wird’s. Das ich hier seit 30 Jahren lebe, sollte ich vermutlich ehr unerwähnt lassen ;o) Ich habe noch zwei andere Schlechtwetterfotografen gefunden, die mitkommen: Niklas und Pierre.

Am Holzplatz

Direkt an der Saale befindet sich die alte Brauerei. Schade, dass sie dem Verfall überlassen wird, denn an sich ist es ein tolles Gebäude. Ein paar Meter weiter steht die Genzmer Brücke, welche den Stadtteil Glaucha mit dem Pulverwiesen verbindet. Bei dem schlechten Wetter zwei passende Spots.

Der Weg führte uns weiter am Saaleufer entlang in Richtung Innenstadt. Die ersten Regentropfen machten es sich auf meinem Kameradisplay gemütlich. Damit sie nicht auch noch auf meiner Brille landen, zog ich mir die Kapuze über und richtete den Blick nach unten. 

Direkt vor uns lag die Hochstraße. Gesehen habe ich sie aus der Perspektive noch nie. Ist aber auch nicht verwunderlich, denn hier verirrt sich eine Frau so schnell nicht alleine hin. Ich wischte die Tropfen weg und begann die ersten Bilder zu schießen.

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Hochstraße in Halle (Saale)

Das Wetter passte mal wieder perfekt zur Stimmung, die ich vermitteln wollte. Der Wind zog eisig über die Saale hinweg, während ich krampfhaft versuchte, die Linse trocken zu halten. Die Sonnenblende hält zwar einiges ab, aber nicht selten landete trotzdem ein Tropfen auf dem Glas. Genau aus dem Grund schaue mir bei dem Wetter die Bilder immer genauer an, denn in der Nachbearbeitung bekommt man solche Flecken nur schlecht weg.

Obwohl ich gut angezogen war, setzten mir Wind und Regen ordentlich zu. Wie so oft, lag die Unterhose zuhause. Memo an mich: beim nächsten Mal kommt eine unter die Jeans. Wir fuhren zum Glück die einzelnen Bezirke mit dem Auto an, so konnte ich mich zumindest kurz aufwärmen, bevor es erneut in die Kälte ging.

Der Hallmarkt

Auf dem gesamten Platz herrschte eine Ruhe, was sicherlich auch dem Wetter geschuldet war. Das Baugerüst an der Kirche Unser Lieben Frauen war endlich entfernt, der perfekte Zeitpunkt für ein Foto. Neben mir tummelten sich die ersten Tauben und begleiteten mich auf den Platz. In dem Moment hielt ein paar Meter weiter eine Straßenbahn, Passanten liefen in alle Richtungen. Jetzt hieß es schnell reagieren, Kamera in Position, Tauben bitte in action und klick.

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Hallmarkt in Halle (Saale)

Das erste Bild, mehr zufällig, war im Kasten. Ein prüfender Blick auf das Display – ein grinsen kam. Ich habe die Tauben im Flug erwischt. Man kann nicht jedes Bild stundenlang vorbereiten, meist gefallen mir die spontanen am besten.

 

Die Stadt der fünf Türme

Auf dem Marktplatz gibt es Motive en masse. Als Hallenser zwar ein tot fotografierter Ort, aber bei Schlechtwetter verirrt sich kaum jemand hierher. Entsprechend selten sieht man solche Fotos.

Der Regen wurde immer stärker, also holte ich mein high budget – Regenschutz für die Kamera raus. Er besteht aus einer gekürzten Plastiktüte und einem Haargummi ;o) Ich habe in den Boden der Tüte ein kleines Loch geschnitten, wo das Objektiv durchpasst. Die Tüte befestige ich dann mit dem Haargummi vorne am Objektiv und auf der anderen Seite kann ich die Kamera festhalten, ohne das sie nass wird. Und so stiefelte ich mit meiner weißen Tüte in der Hand los, auf der Suche nach dem perfekten Foto. #miregalwieesaussieht

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Das Marktschlösschen gibt immer schöne Kontraste ab

Am Ratshof wurde ich fündig. Die spiegelglatten Stufen laden einen förmlich dazu ein, Fotos zu schießen. Im richtigen Winkel und dem passenden Motiv bekommt man fast den gesamten Platz auf ein Bild inkl. Spiegelung.

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Unsere 5 Türme

 

Vom Dom zur Leopoldina

Später ging es über die Klausbrücke in Richtung Dom. Hier bin ich extrem einfallslos…irgendwie ist das alles nichts Halbes und nichts Ganzes. Der Dom an sich ist schmuck, nur das drumherum… Aber dank des Regens hat es wieder mit einer Spiegelung geklappt, das Bild ist im Kasten.

Weiter gehts zur Leopoldina. Sie ist die weltweit älteste Wissenschaftsakademie – dort war sogar schon unsere Bundeskanzlerin zu Besuch. Ich finde sie nachts besonders schön, aber auch am Tag sieht sie großartig aus. Hat ein bisschen was vom weißen Haus, aber nur ein ganz klein wenig ;o)

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Die Leopoldina

Über die große Ulrichstraße schlenderten wir zurück zum Auto. Auf dem Weg dorthin gab es natürlich noch einiges zu entdecken. Wenn man sich erstmal warm fotografiert hat, fällt es mir oft schwer, wieder aufzuhören. So muss das sein.

 

Auf der Peißnitzinsel

Der Pegelstand der Saale ist aktuell sehr hoch, viel fehlt nicht mehr, bis das Wasser über’s Ufer schwabbt. Ich weiß gar nicht, wie viele Überflutungen es in den letzten Jahren gab. 2013 war das Hochwasser richtig schlimm, da bin selbst ich zum Sandsackschlepper mutiert. Die Tage danach hatte ich nur noch Pudding in den Armen. Wenn man sowas noch nie vorher gemacht hat, unterschätzt man das Gewicht extrem. Aber wenn die Heimat Hilfe braucht, sollte man nicht lange fackeln und mit anpacken.

Für uns ging es am Saaleufer entlang Richtung Brücke der Freundschaft. Wusstet ihr, dass sie 1945 gesprengt wurde, um amerikanischen Soldaten den Weg über die Saale zu erschweren? Ich wusste es nicht, bin aber froh darüber, dass sie im gleichen Jahr wieder aufgebaut wurde. Anders wären die folgenden Bilder sonst nicht möglich gewesen.

Am Riveufer spazierten wir zurück zur Giebichensteinbrücke. Auf dem Weg dorthin liegt die Bootsschenke Marie-Hedwig. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich dort noch nie Essen war. Für dieses Jahr steht das aber ganz oben auf der Agenda. Einladend sieht es von außen zumindest aus.

Eigentlich wollte ich den Tag im Paulusviertel beenden, aber so richtig konnte ich mich nicht dazu aufraffen, dorthin zu fahren. Auf den Bahnhof hatte ich bei dem Wetter schon eher Muse. Pierre war dafür, also ab ins Auto und los.

Hauptbahnhof Halle (Saale)

Ich schlenderte an den Schienen des Bahnhofes entlang und überlegte, ob mir eine Perspektive ins Auge fällt, die ich noch nicht gesehen habe. Während ich mich am Brückengeländer abstützte, fiel mir etwas ins Auge…das könnte was werden. Aus der Ferne näherte sich eine Straßenbahn, ich schaltete meine Kamera ein und wieder machte es klick. Ein Blick auf den Monitor und ich dachte mir, passt.

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Das erste Bild an einem Spot ist für mich immer das schwierigste… Wenn ich das erstmal geschafft habe, kommen die anderen ganz von alleine. Die riesige Baustelle vor dem Hauptgebäude macht es zwar nicht wirklich leichter, aber was willst du machen. Man muss es so hinnehmen, wie es ist. Ein paar Bilder sind trotzdem dabei rumgekommen. Drei Kreuze, wenn die Bauarbeiten endlich beendet sind.

Den ganzen Tag suchte ich meine Umgebung nach Spiegelungen ab, so natürlich auch hier. Jedoch konnte ich mich drehen und wenden wie ich will, fündig wurde ich nicht. Die Pfützen waren einfach nicht groß genug. Eine kleine Wasserfläche fand ich dann doch. Das Ergebnis an sich nicht schlecht, aber von einer Spiegelung weit entfernt. Vielleicht sollte ich beim nächsten Mal einen Wasserkanister mitnehmen ;o)

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Wasserturm am Hauptbahnhof

Aktuell warte ich auf das nächste schlechte Wetter am Wochenende, nennt mich ruhig verrückt. Ich habe so viele Spots im Kopf, die sich bei grauem Himmel perfekt in diese Serie einreihen würden. Drückt mir die Daumen, dass ich nicht zu lange warten muss.

Wenn ihr nichts mehr verpassen wollt, folgt gerne meinem Blog (siehe Startseite). Ihr bekommt nur Infos, wenn ein neuer Betrag online geht ;o) Ich habe noch einiges für dieses Jahr geplant, ihr dürft gespannt sein.

11 Kommentare

  1. Ja also was soll man dazu sagen? Ich bin wiedermal sprachlos. Hammerbilder gemacht während meines persönlichen Lieblingswetters. Wundervoll in Szene gesetzt mit mega edit, ich weiß, dass es keine besseren Fotos von Halle (Saale) auf dieser Erde gibt. Bald wirst du entdeckt, da bin ich mir sicher! Richtig cool und die Bilder gehen in die Seele. LG!

    • Sprachlos… ich danke dir extrem 😍 Freut mich so sehr zu hören, dass die Bilder so gut rüber kommen 😃 Mir liegt genau dieses Wetter auch am besten. Gerade in der City komme ich mit Sonne gar nicht zurecht… wohin mit dem blauen Himmel 😅 Nochmal danke, danke, danke 😍 Liebe Grüße

  2. Klasse Bilder! Um eine dichtere Atmosphäre zu erschaffen, ist das eher düstere Wetter wirklich von Vorteil! Toll!

  3. Schön, das mit den Tauben, den 5 Türmen samt Spiegelung und das letzte mit dem

  4. Schön, das mit den Tauben, den 5 Türmen samt Spiegelung und das letzte mit dem Wasserturm gefallen mir richtig gut!

  5. sorry das ich jetzt erst schreibe aber da sind wirkliche Schmuckstücke dabei ! Es sind natürlich sehr viel Fotos und man tut sich schwer hier zu entscheiden. Ganz besonders möchte ich die 5 Türme hervorheben und ein Brückenfoto mit dem Mittelstreifen (Weiss) . Ich finde du hast das sehr gut gemacht !!!!

  6. Pingback:#51: Ein Sonntagmorgen in Halle (Saale) – Fotografieren | Bloggen | Wandern

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