#15: Ziemestalbrücke: Ich und meine Höhenangst

Seit über einem Monat plante ich eine Tour zu einer imposanten Brücke. Entdeckt habe ich sie vor vielen Monaten auf Instagram. Schnell war recherchiert wo sie steht und die Freude anschließend riesig: nur 1,5 Autostunden entfernt. Für all jene, die geschichtliche Hintergrundinfos mögen – hier kommen ein paar: Zwischen 1893 und 1895 wurde die 115 m lange Ziemestalbrücke erbaut, sie ist in etwa so lang wie ein Fußballfeld. Aufgrund hoher Transportkosten, kam Stein als Baumaterial nicht in Frage. Daher entschied man sich für das zur dieser Zeit modernste Material: Stahl. Die Strecke steht mittlerweile unter Denkmalschutz und ist stillgelegt. Ein perfekter Spot, um sie in Ruhe zu genießen und fotografisch festzuhalten.

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Auf der Ziemestalbrücke

Das große Fressen an Weihnachten steckte noch in den Knochen, während ich mit Niklas am Freitagmorgen in Richtung Thüringen fuhr. Mit unseren Rotzfahnen bewaffnet sollte es auf dieser Tour etwas ruhiger zugehen. Ursprünglich planten wir eine 13 km lange Wanderung, die wir aus gesundheitlichen Gründen kürzten. Meine Mam hat immer gesagt, frische Luft tut gut und genau deswegen sind wir trotzdem los ;o) Kurz vor 08:00 Uhr bogen wir von der Hauptstraße auf einen Waldweg ab. Die Durchfahrt war nicht verboten, weshalb wir Google Maps weiterhin folgten. Theoretisch sollte uns das Navi so nah wie möglich an die Brücke bringen. Einige Meter später parkten wir halb im Gebüsch. Ob das ein offizieller Weg war möchte ich bezweifeln, aber zum Freitag um die Zeit ,werden hier wohl kaum Menschen anzutreffen sein.

Erstmal die Umgebung erkunden

Wir schnappten uns Kamera, Taschentücher, Mütze und Schal. Keine 5 Minuten später standen wir direkt vor den riesigen Brückenpfeilern. Aus dem Internet bekam ich die Info, dass es eine steile Treppe nach oben geben soll. Wir schauten uns kurz um und entdeckten etwas treppenähnliches. Das kann es doch unmöglich sein, dachte ich mir: steil, kurze Stufen, kein Geländer, Unkraut, welches über die Stufen wuchert – alles nicht mein Fall. Mir schwirrte bereits jetzt im Kopf herum, wie ich hier nur wieder runter kommen soll. Augen zu und durch, jetzt gehts erstmal nach oben. Niklas schlenderte mit schnellem Schritt voraus, während ich vorsichtig hinterher kraxelte.

Oben angekommen hustete ich mir die Lunge aus dem Hals. So ist das, wenn man eigentlich auf der Couch liegen sollte, aber die Hummeln im Arsch einen nicht in Ruhe lassen. Nachdem ich wieder zu Atem kam, konnte ich den Ausblick genießen. Die Anstrengung hat sich gelohnt, es war großartig. Wir entschieden uns die Umgebung zu erkunden und folgten den Schienen, bis wir zu einem Tunnel kamen.

Unterwegs bemerkte ich schnell, dass es auf dem Gleisbett sehr glatt war. Kaum pflanzte sich dieser Gedanke in mein Hirn ein, rutschte ich seitlich weg und lag auf meinen vier Buchstaben. Von hinten sah es bestimmt urkomisch aus. Hauptsache man hält die Kamera in so einer Situation immer nach oben ;o) Ihr ist nichts passiert und mir, außer ein paar blauer Flecken, auch nichts. Ab sofort laufe ich den Rest des Tages neben den Schienen, sicher ist sicher.

Nachdem wir die ersten Aufnahmen im Kasten hatten, stellte ich fest, dass mein Handy nicht dort war, wo es sein sollte. Ein Blick auf die Smartwatch bestätigte, dass es außerhalb der Reichweite ist. Prima hat sie das wieder gemacht…leichte Panik verbreitete sich. Entweder es liegt im Auto, oder irgendwo auf dem Weg. Niklas lief meine persönlichen Horrorstufen wieder runter und suchte den Weg ab. Ich wäre vermutlich umgefallen, wenn ich die Stufen nochmal hoch gemusst hätte. Nach ein paar Minuten kam er grinsend zurück, es lag im Auto. Glück gehabt.

Heutiges Hauptmotiv: Die Ziemestalbrücke

Nun wurde es Zeit, die Brücke festzuhalten. Für uns stand schnell fest, das wir auf die andere Seite wollen. An sich hab ich kein Problem mit Höhe, wenn der Boden unter mir zu ist. Tja, blöd für mich, auf der Brücke konnte ich durch viele kleine Löcher nach unten blicken. Zusätzlich knarkste und knackste es, das macht’s nicht besser. Ich lief wie auf rohen Eiern und war froh, als ich drüben ankam. Bilder hab ich natürlich trotzdem gemacht, no risk no fun ;o)

Wir liefen weiter die Schienen entlang um zu sehen, ob wir noch einen schönen Spot finden, aber viel kam nicht.

Also wieder zurück, Drohne raus und gucken, wie das alles von oben aussieht. Niklas ist seit kurzem glücklicher Besitzer der Mavic Air. Ich blickte ihm die ganze Zeit über die Schultern, während er seine Bilder machte. Eines steht fest: Ich brauch auch unbedingt eine.

Den Rückweg traten wir eine Etage tiefer an. Und da waren sie wieder, die Löcher im Boden. Kamera in die Hand und ablenken, dachte ich mir. Unglaublich was man damals schon alles gebaut hat. Ganze 32 m geht es hier in die Tiefe, da darf einem schon etwas mulmig werden, wenn man bedenkt, dass sie 123 Jahre alt ist.

Gott sein Dank musste ich die schrecklichen Treppen nicht nach unten gehen. Wir entdeckten einen Forstweg, welcher uns ebenfalls zurück zum Auto führt. Das merke ich mir für das nächste Mal.

Apropos Auto. Wir erkannten bereits am Anfang, dass es interessant werden könnte, das Auto zu wenden. Alles war so eng und der Volvo so groß, dass es keine Möglichkeit gab…naja, fast keine. Wir könnten durch einen Bach fahren und auf der anderen Seite wäre Platz zum drehen. Immerhin ist es ein SUV, dafür ist er gemacht… also warum nicht. Mehr erkläre ich jetzt nicht dazu, die Bilder sprechen für sich.

Mittlerweile waren wir komplett durchgefroren. Die Sitzheizung glühte bereits, während wir zum nächsten Spot fuhren. Hier in der Nähe gibt es noch die Saaleschleife. Sie erinnerte mich an die bekannte Saarschleife, wo ich schon immer hin wollte.

Ziegenrück – eine wunderschönes Städtchen in Thüringen

Unterwegs stoppte Niklas spontan. Wir entdeckten eine wunderschöne Brücke, die wir uns näher ansehen wollten. Das Wetter war perfekt, im Tal hing noch ein wenig Nebel und die Sonne kam durch. Bei 0 Grad Celsius eine geile Mischung. Ratzfatz war das Auto geparkt und die Kamera in der Hand.

In meinem Augenwinkel blitzte plötzlich etwas helles auf. Ich lief zurück und entdeckte tatsächlich riesige gefrorene Spinnweben. Eines meiner Zielfotos, die ich bis jetzt noch nie ablichten konnte. Der Tag wurde immer besser.

Gefrorenes Spinnennetz

An der Brücke angekommen entschieden wir uns, oben entlang zu laufen. Leider versperrten Bäume die Sicht zur Brücke, vielleicht gibts ja von oben eine bessere. Nachdem wir alles unter die Lupe genommen hatten, gabs zwar keine bessere Sicht, dafür noch 1-2 andere Motive. Zeit um zur Saaleschleife zu fahren.

Die Teufelskanzel Saale

Wir parkten das Auto in einem kleinen Dörfchen und liefen ca. 1-2 km immer den Hinweisschildern nach. Dort angekommen war die Aussicht großartig.

Nach den ersten Aufnahmen mit der Kamera packte Niklas wieder die Drohne aus. Für mich gabs in der Zeit meine Lieblingsplätzchen, gebacken von meiner Mam. Selbstverständlich bekam er auch welche ab ;o) Bei dem Ausblick schmecken die gleich noch besser. Fehlte nur noch eine heiße Schokolade, dann wäre alles perfekt gewesen.

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Blick auf die Saaleschleife

Der Tag war für uns beide extrem erfolgreich. Wir ließen ihn im Restaurant zur goldenen Möwe an der A9 ausklingen, dass haben wir uns verdient. Für uns steht fest, nach Thüringen geht es zukünftig öfter. Das nächste Mal, wenn Schnee liegt. Hier gibts wirklich viel zu entdecken. Wenn ihr das nicht verpassen wollt, folgt gerne meinem Blog ;o)

Wenn ihr nichts mehr verpassen wollt, folgt gerne meinem Blog (siehe Startseite). Ihr bekommt nur Infos, wenn ein neuer Betrag online geht ;o) Ich habe noch einiges für dieses Jahr geplant, ihr dürft gespannt sein.

12 Kommentare

  1. In mir kommt gerade fieser Neid auf 😉
    Großartige Bilder eines offenbar sehr interessanten Ausflugs. Diese Ziemestalbrücke würde ich auch liebend gerne mal besuchen. Leider müsste ich dafür ca. vier Stunden im Auto sitzen, für einen Tagesausflug zu weit. Kommt aber auf die Wunschliste.
    Danke für diesen schönen Reisebericht. Die Erkältung ist hoffentlich inzwischen abgeklungen.
    Alles Gute für 2019.
    Grüße,
    Matthias

    • Hallo Matthias,

      ganz lieben Dank für die tollen Worte. 4 Stunden Autofahrt ist für einen Tagestrip echt etwas weit, aber für ein verlängertes Wochenende bestimmt lohnenswert 😉 Wenn dort erst Schnee liegt, ist es bestimmt richtig klasse.
      Die Erkältung ist größtenteils weg, aber so richtig noch nicht, liegt bestimmt am Wetter 😝

      Ich wünsche dir auch alles Gute dür das neue Jahr.

      LG Chrisi

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  5. Schöne Bilder und ausführlich beschrieben. Wir haben es noch nicht zur Brücke geschafft und das als Thüringer. Aber nach dem Bericht ist es auf der Liste nach oben gerutscht.

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